Unsere Verantwortung für Andere

Verantwortung für Andere, Dankbarkeit, Erinnerung

Mit diesem Blogpost möchte ich uns alle an etwas erinnern: Wir tragen eine große Verantwortung für Andere und jeden Tag müssen wir uns darauf verlassen, dass auch alle anderen Mitmenschen sich dieser Verantwortung für Andere bewusst sind.

Wie jeden Morgen fahren wir nach Bonn zur Arbeit, doch dieser Tag sollte unser Leben ein Stück weit verändern. Es ist Dienstag, der Himmel ist strahlend blau und die Sonne lacht uns ins Gesicht. Wir haben starkes Gegenlicht von der Sonne. Wie immer wieder mal an dieser Stelle fahren wir auf ein Stauende zu. Unser Wagen befindet sich auf der linken Spur, wo der Verkehr langsam wieder anrollte und sich der Stau auch schon wieder auflöste. Auf der rechten Spur stehen die Autos noch, da viele die kommende Ausfahrt nehmen möchten, um die Autobahn zu verlassen. Ich schaute gedankenversunken zur Frau im kleinen Transporter direkt neben uns auf der rechten Spur und träume leicht vor mich her. Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist dass ein Reisebus ungebremst in ihr Auto reinfährt. Und die Frau war auf einmal aus meinem Blickfeld verschwunden…

Es gab einen riesigen Knall, man hört das Glas aufplatzen. Wir spürten die Wucht des Aufpralls, ein Autofenster zersplitterte, Scherben flogen und eine Druckwelle löste sich, die bis in unser Auto spürbar war.

Wir fuhren im nächsten Augenblick auf den Standstreifen hinter der Ausfahrt. Es ging alles so unheimlich schnell. In einer Sekunde spürte ich ein Gefühl der Panik aufsteigen, welches ich zum Glück schnell unter Kontrolle bekam. Und auf einmal wurde ich ganz nüchtern und funktionierte. Was habe ich gerade nur gesehen… Gab es Verletzte? Tote? Habe ich Blut wahrgenommen? Konnten die Insassen aus dem Auto steigen? Es war so schnell gegangen. Ich hatte mein Handy in der Hand, da ich als Beifahrer immer einige Mails lese oder auf Instagram surfe. Ohne Zeit zu verlieren, wählten wir den Notruf: 112.

Was genau war passiert?

Auf der A59 bei Spich ist die Frau im Transporter dem vorfahrendem Auto scheinbar leicht aufgefahren. Das haben wir im jedoch gar nicht mitbekommen. Es schien so leicht gewesen zu sein, dass es im morgendlichen Trubel gar nicht aufgefallen war. Doch dann raste der Bus in das Stauende.

Einen Artikel vom General Anzeiger Bonn findet ihr hier.

Wie ging es weiter?

Im Rückspiegel glaubte ich in einiger Entfernung sehen zu können, dass die Frau benommen war, denn sie bewegte sich langsam. Die Frontscheibe des Busses war komplett kaputt. Mehr konnte ich nicht sehen. Im Nachhinein war ich beeindruckt, dass der Anruf bei der Notrufzentrale bereits beim ersten Freizeichen angenommen wurde und der Herr am anderen Ende der Leitung sehr professionell und zielgerichtet mit mir sprach. Er versprach mir, dass er sofort Hilfe losschickt.

Mehrere Autofahrer und der Fahrer eines LKW mit ausländischem Kennzeichen stiegen aus und waren direkt an der Unfallstelle. Da sich immer wieder Autos am Unfall vorbei schlängelten, trauten wir uns nicht, zurückzusetzen und im Rückwärtsgang die Ausfahrt zu passieren. Im Nachhinein wäre auch niemandem damit geholfen gewesen, wenn wir uns und andere Verkehrsteilnehmer noch in Gefahr gebracht hätten. Mit dem Notruf hatten wir alles uns Mögliche getan.

Ohne ein Gefühl dafür zu haben, wie lange wir noch auf dem Standstreifen mit angeschaltetem Warnblinker standen, fuhren wir irgendwann mit ziemliche weichen Knien und wie in Trance weiter. Im Radio liefen bereits erste Meldungen. Zum Glück kam niemand ums Leben und es gab meines Wissens nach auch keine Schwerverletzten. So ärgerlich Schäden am Fahrzeug auch sein mögen, aber das kann man reparieren oder ersetzen. Wenn jemand ernsthaft zu Schaden kommt oder gar das Leben verliert, das kann niemand reparieren oder heilen. Gott sei Dank sind alle Beteiligten am leben.

Mit ziemlich großer Verspätung erreichten wir unser Ziel, wo wir schon vermisst wurden. Als ich endlich ins Büro kam und meine Kollegen mich schon erwarteten, konnte ich nicht mehr an mich halten und meine Tränen floßen in Strömen. Der ganze Schreck kam in diesem Moment raus, den ich dann bei meinen Kollegen und Freunden rauslassen konnte.

Wir tragen die Verantwortung für Andere

Oft wird gesagt, dass es immer schnell vorbei sein kann oder man das Leben geniessen soll. Aber noch nie wurde es mir so bewusst, wie schnell es in diesem Moment hätte theoretisch vorbei sein können. Mir ist bewusst geworden, dass man zwar selber beeinflussen kann, wie nah man dem Vordermann auffährt, aber nie, wie nah das Auto hinter einem fährt. Und genau das ist auf viele Dinge übertragbar. Wir alle tragen die Verantwortung für das Leben Anderer und sollten viel aufmerksamer sein. Ich möchte gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn Kinder hinten im Auto gesessen hätten, auf das der Bus aufgefahren ist, oder wenn der Bus voll besetzt gewesen wäre (es war den Nachrichten zufolge nur der Fahrer an Bord).

Seid aufmerksamer und geniesst den Moment

Was auch immer alle Unfallbeteiligten abgelenkt hat, bitte seid aufmerksamer. Egal bei welcher Tätigkeit. Beim Autofahren gilt grundsätzlich und ausnahmslos: Finger weg vom Handy und Augen auf die Straße. So schlimm der Vorfall auch gewesen ist, für alle war es scheinbar Glück im Unglück gewesen.

Auch, wenn ich jetzt schon das Leben genieße, so ist mir nochmal bewusst geworden, wie schnell wirklich etwas passieren kann. Wir können nicht alles beeinflussen und müssen uns in vielen Fällen auf andere Menschen verlassen, nämlich dass alle eine gewisse Verantwortung für Andere übernehmen. Diese Situation hat uns auf jeden Fall geprägt und uns sensibilisiert. Ich hoffe, dass ihr sowas niemals live miterleben müsst, weder passiv noch um Himmels Willen aktiv!

Dieser Beitrag soll eine kleine Erinnerung für uns alle sein. Nehmt nichts für selbstverständlich und seid dankbar. Unser aller Zeit hier ist begrenzt. Denkt daran, wenn ihr das nächste Mal mit euren Lieben sprecht… mit euren Freunden, eurer Familie. Und denkt daran, wenn ihr es euch mal wieder selber schwer macht, wenn ihr euch über irgendetwas ärgert, was eigentlich unwichtig ist, oder wenn ihr euch mit irgendjemandem über etwas nichtiges streitet. In den meisten Fällen werdet ihr sehen: Es ist alles halb so wild 🙂

Eure Rebecca

3 Comments
  1. Herrje, was für ein Schreck! So eine Erfahrung musste ich zum Glück noch nicht machen. Ich finde es gut dass du darüber redest und hier zum Nachdenken anregst!

  2. Das ist so ein wichtiges Thema, das leider oft unterschätzt wird…viele denken wahrscheinlich, dass es ja gar nicht so dramatisch sein kann, ein paar Sekunden auf’s Handy zu schauen. Dabei können genau diese paar Sekunden so viel ausmachen! Gut, dass nicht mehr passiert ist!

    Liebe Grüße,
    Alex

  3. Es ist echt krass wie schnell so ein Unfall passiert ist und alles vorbei sein kann. Im Alltag verdrängt man das viel zu oft. Solche Erlebnisse machen einem dann doch schnell wieder bewusst, dass man für jeden Tag dankbar sein und alles nicht für selbstverständlich nehmen sollte.

    Liebe Grüße, Milli
    (https://www.millilovesfashion.de)

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